Dr. Peter Blumrath erhielt für 900 000 Euro den Zuschlag für das Gartroper Kleinod und will "die Kultur, die dort mal war, mit aller Kraft wiederbeleben".

HÜNXE. Schloss Gartrop hat einen neuen Besitzer. Für 900 000 Euro ersteigerte Dr. Peter Blumrath gestern den Komplex, der auf knapp 60 000 Quadratmetern neben dem eigentlichen Schloss auch Nebengebäude, Kirche, Wald, landwirtschaftliche Flächen und Gewässer umfasst. Der 48-jährige gebürtige Essener lebt in Belgien, wo er als geschäftsführender Vorstand einer Vermögensverwaltungsgesellschaft tätig ist. Er versprach, bei der zukünftigen Nutzung auch den öffentlichen Aspekt zu berücksichtigen und will "die Kultur, die dort mal war, mit aller Kraft wiederbeleben".

Im vierten Versuch

Im vierten Versuch gelang die Zwangsversteigerung im übervollen Saal des Weseler Amtsgerichts, nachdem die Fünf- und die Siebenzehntel-Grenzen nun keine Bedeutung mehr hatten. Der Verkehrswert des nur komplett zu ersteigernden Schlosses war auf 6,28 Millionen Euro festgesetzt worden. Eine Million sei ein Gebot, über das man schon nachdenken könne, sagte Versteigerer Horst Ölzner. Der die Immobilie vermittelnde Drevenacker Dr. Dirk Mackscheidt hatte mit 1,5 Millionen gerechnet. Aber der Zwangsverwalter wie auch die Essener Sparkasse, die nach der Insolvenz des in Konkurs gegangenen vorherigen Schlossbesitzers als Hauptgläubiger 3,7 Millionen Euro angemeldet hatte, stimmten dem Höchstgebot zu. Auch die vielen Hünxer vor Ort waren zufrieden: Für den neuen Schlossherrn gab es gute Wünsche von Bürgermeister Hermann Hansen und Applaus im Saal.

Vorab war das Interesse offenbar groß gewesen: Es gab Pläne verchiedener Investoren, aus dem Schloss ein Altenheim oder eine Unternehmensberatung zu machen. Auch von einer chinesischen Kampf- und Lebensschule war die Rede. Mit einem Gebot von Dolly Buster war gerechnet worden. Aber tatsächlich traten gestern lediglich zwei weitere Interessenten in Erscheinung. Martin Schoenen, Kaufmann aus Kevelaer, hatte beim vorherigen Termin 400 000 Euro geboten und seine Pläne, im Schloss Hotel, Eigentumswohnungen und Cafe? einzurichten, bereits mit den Behörden abgestimmt. Trotz Kompagnon und Steigerung auf 500 000 kam er nicht zum Zuge. Ein Voerder Unternehmen hielt bis 870 000 Euro mit.

Als "Liebhaber mit einem Bezug zu Immobilien" sei er auf Schloss Gartrop aufmerksam geworden, sagte Dr. Peter Blumrath. Dann habe es auf ihn wie ein Virus gewirkt. Von seinen Plänen für das Anwesen verriet er wenig. Das "Riesenprojekt mit vielen Aufgaben" erfordere eine "nennenswerte Investition", aber die drei bis vier Millionen Euro, die zuvor im Gespräch gewesen seien, würden es wohl nicht. Es gebe zwei Varianten - Altenheim, Hotel oder Golfplatz jedenfalls nicht. Wichtig sei ihm die Absprache mit den Ortsansässigen. Sehr schnell sollten Sicherungsmaßnahmen erfolgen, ansonsten solle sich "die viele regionale Unruhe erst einmal legen".

Hansen kennt die Pläne

Am Rande war zu erfahren, dass der neue Schlossherr mit seiner Lebensgefährtin wohl in Gartrop einziehen werde. Die unteren Prachträume sollen demnach aber - wieder mit bislang eingelagertem Zubehör versehen - öffentlich zugänglich sein. Auch ist die Rede davon, dass Wirtschaftsgebäude zu Mietwohnungen gemacht werden könnten. Bürgermeister Hansen kennt die Pläne. Er ist froh, dass das Denkmal nun gepflegt und erhalten wird.

20.09.2004 JOACHIM FREUND

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